Gedenkstättenfahrten nachhaltig gestalten – Impulse für bewusstes Lernen und Erinnern
1. Die Planung von mehrtägigen Gedenkstättenfahrten ist mit Herausforderungen verbunden. Sie erfordert Zeit, Geld, organisatorische Vorbereitungen und vieles mehr. Von der Vorbereitung über die Durchführung bis hin zur Nachbereitung sind viele Punkte zu beachten. Es geht um bewusstes Reisen, soziale Teilhabe , unabhängig von Herkunft, Bildung oder persönlichen Voraussetzungen, sowie eine zugängliche Erinnerungskultur. Dieser Flyer bietet Impulse für eine inklusive und zukunftsorientierte Gestaltung von Gedenkstättenfahrten. Er lädt zum Nachdenken ein und eröffnet neue Ideen für nachhaltiges Lernen. Er gibt Hinweise, was bei der Planung beachtet werden kann, ohne vorgeben zu wollen, was unbedingt erfüllt werden muss. Nachhaltigkeit ist dabei als Prozess zu verstehen, bei dem es nicht um Perfektion geht, sondern darum, Schritt für Schritt verantwortungsvoller zu handeln und langfristig Wirkung zu entfalten.
2. Nachhaltigkeit bedeutet mehr als Umweltschutz . Sie basiert auf drei miteinander verbundenen Ebenen: der ökologischen, der sozialen und der wirtschaftlichen. Bei Gedenkstättenfahrten bedeutet das, ressourcenschonend zu planen, Zugänge für alle zu ermöglichen und für eine stabile Finanzierung zu sorgen. Die drei Ebenen sind dabei eng miteinander verknüpft. So lassen sich soziale und ökologische Ziele häufig nur im Zusammenspiel mit den gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen umsetzen. Eine nachhaltige Gestaltung von Gedenkstättenfahrten sollte daher alle Ebenen in ihren Wechselwirkungen berücksichtigen – von der Vorbereitung über die Durchführung bis zur Nachbereitung. Historisches Lernen und Nachhaltigkeit ergänzen sich dabei, indem sie beide dazu beitragen, die Zukunft verantwortungsvoll und bewusst zu gestalten.
Ökologische Nachhaltigkeit
1. Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet unter anderem, die Umwelt während einer mehrtägigen Gedenkstättenfahrt möglichst zu schonen. Dazu gehören – nach Möglichkeit – die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel, ein bewusster und sparsamer Umgang mit Ressourcen sowie das Vermeiden von Müll, um Umweltverschmutzung vorzubeugen. So wird sichergestellt, dass auch zukünftige Generationen Gedenkstätten besuchen können. Gleichzeitig fördert die Auseinandersetzung mit ökologischer Nachhaltigkeit und dem bewussten Umgang damit das Bewusstsein für das Zusammenspiel von Geschichte, Mensch und Umwelt.
2. Eine ökologisch nachhaltige Alternative für Fahrten ist der Besuch von lokalen und regionalen Gedenkstätten. Solche Angebote sind oft kostengünstiger, leichter zu organisieren und ermöglichen es, Erinnerungskultur im direkten Bezug zur eigenen Lebenswelt der Teilnehmenden erfahrbar zu machen. Der Bezug zur eigenen Umgebung kann eine vertiefte und nachhaltige Auseinandersetzung fördern, welche durch pädagogische Angebote vor Ort unterstützt wird. Besuche lokaler Gedenkstätten eignen sich außerdem sowohl als Einstieg in das Thema als auch zur Vorbereitung einer mehrtägigen Gedenkstättenfahrt sowie zur Nachbereitung und Reflexion des Erlebten.
Soziale Nachhaltigkeit
1. Soziale Nachhaltigkeit bei Gedenkstättenfahrten bedeutet, dass alle Menschen unabhängig von Herkunft, körperlichen Voraussetzungen oder sozioökonomischem Hintergrund die Möglichkeit haben, gleichberechtigt teilzunehmen. Ziel ist es, Gedenkstättenfahrten so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich sind. Dabei müssen auch weitere Faktoren bedacht werden, die zur Exklusion führen können, etwa Rassismus, Queerfeindlichkeit oder unterschiedliche Bedürfnisse in der sozialen Interaktion. Langfristig trägt soziale Nachhaltigkeit dazu bei, gerechte Bildungschancen zu fördern und gesellschaftliche Vielfalt in historisch-politischer Bildung zu stärken.
2. Wenn Teilnehmende aktiv und frühzeitig an der Planung und Gestaltung der Fahrt mitwirken, lassen sich individuelle Bedürfnisse frühzeitig erkennen und entsprechend berücksichtigen. Das kann Barrieren abbauen, sowohl auf physischer als auch auf sozialer Ebene. Partizipative Methoden und Prozesse helfen den Teilnehmenden, Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Sie erleben, dass ihre Perspektiven wichtig sind und sie bei der Gestaltung der Fahrt mitentscheiden können, was ihr Verantwortungsgefühl stärkt und eine tiefere und nachhaltigere Auseinandersetzung mit dem Thema fördern kann.
3. Ein multiperspektivischer Zugang berücksichtigt verschiedene Sichtweisen auf historische Ereignisse und bezieht unterschiedliche Erfahrungen mit ein, zum Beispiel aus jüdischer, migrantischer oder postkolonialer Perspektive. Gleichzeitig ermöglicht Multiperspektivität auch den Teilnehmenden, ihre eigenen Hintergründe und Sichtweisen einzubringen. Dadurch entsteht ein Raum für Identifikation, ein erweiterter Blick auf die Geschichte und ein vertieftes, kritisches Geschichtsbewusstsein.
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit bedeutet mehr als nur Kosteneffizienz. Dazu gehört beispielsweise die Zusammenarbeit mit lokalen Firmen, um die Region zu unterstützen, wodurch die Überschneidung mit ökologischer Nachhaltigkeit deutlich wird. Die Verbindung zur sozialen Nachhaltigkeit entsteht beispielsweise durch faire Teilnahmebeiträge, damit möglichst viele Menschen, unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten, mitfahren können. Nur wenn Kosten verlässlich kalkuliert und gedeckt sind, können Gedenkstättenfahrten kontinuierlich angeboten und in Bildungskonzepte eingebettet werden.
Kontakt
Die IBB gGmbH Dortmund vergibt als Zentralstelle Mittel des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) und des Bundesprogramms “Jugend erinnert” zur Förderung von NS-Gedenkstättenfahrten gemeinnütziger, außerschulischer Organisationen. Wir beraten gerne bei der Antragstellung und der Planung von Gedenkstättenfahrten und bieten darüber hinaus Fortbildungen und Netzwerktreffen an. Bei Interesse können bei der IBB gGmbH Trainings zum Thema Nachhaltigkeit angefragt werden.