Projektteilnehmende von Jugend erinnert tauschen sich mit Bundesministerinnen aus

Diskussionen an der Gedenkstätte Sachsenhausen zu einer vielfältigeren Erinnerungskultur und einer Verstetigung des Programms “Jugend erinnert”

Gruppenfoto Bundesministerinnen mit den Teilnehmenden, Bild: Photothek.de/Thomas Trutschel

Am 23. April 2024 fand an der Gedenkstätte Sachsenhausen eine Veranstaltung statt, die junge Menschen, Multiplikator:innen und Bundesministerinnen zusammenbrachte, um über die Wichtigkeit von Erinnerungsarbeit zu diskutieren. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Bundesjugendministerin Lisa Paus und Kulturstaatsministerin Claudia Roth informierten sich vor Ort direkt bei den jungen Menschen und Multiplikator:innen über ihre Erfahrungen und Projekte. Die Veranstaltung, organisiert von der Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten in Zusammenarbeit mit der Stiftung EVZ, der Topographie des Terrors und der Stiftungen Brandenburgische Gedenkstätten, markierte einen wichtigen Moment im Rahmen des Programms “Jugend erinnert”.

Teilnehmende machen sich mit historischem Ort vertraut

Die Veranstaltung begann am 22. April mit einer Führung durch das historische Lagergelände, geführt von Katja Anders, Mitarbeiterin der pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte. Im Anschluss bereiteten die Teilnehmenden ihre Projektpräsentationen für den folgenden Tag vor. Mit Roll-Ups, Plakaten, Fotocollagen, Comics und anderen Materialien verdeutlichten sie die Vielfalt ihrer Projekte, die sich tiefgehend mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Diese Projekte, wie das „Tagebuch der Gefühle“ aus Halle, zeigten eindrucksvoll, wie junge Menschen ihre Erfahrungen in kreative Formate wie Zeichnungen und Videos umsetzen.

Vernetzung der Förderlinien von Jugend erinnert

Am 23. April begann die Veranstaltung mit einer Begrüßung durch Prof. Dr. Axel Drecoll, den Leiter der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Moderator Florian Kemmelmeier führte durch das Programm, stellte die verschiedenen Förderlinien und das neue Logo vor. Das 2018 initiierte Bundesprogramm setzt sich aus drei Säulen zusammen: Das Auswärtige Amt (AA) unterstützt internationale Bildungsarbeit durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert außerschulische Gedenkstättenfahrten über die Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten innerhalb der IBB gGmbH, und die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM) stärkte die pädagogische Arbeit an NS-Gedenkstätten bis 2023 durch die Topographie des Terrors und nun über die EVZ. Diese unterschiedlichen Förderlinien ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung junger Menschen mit der Geschichte und stärken die europäische Erinnerungskultur.

Bundesministerinnen nehmen an World Café teil

Danach fand ein intensiver Austausch in drei World-Cafés statt, bei denen die jungen Erwachsenen und Multiplikator:innen aus verschiedenen Regionen Deutschlands ihre Projekteden Ministerinnen und anderen Teilnehmenden präsentierten. Bundesjugendministerin Lisa Paus unterstrich in diesem Zusammenhang das Ziel, weniger besuchte Orte zu fördern: „Gerade junge Menschen sollen die Möglichkeit haben, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und ihre eigene Haltung zu entwickeln – auch außerhalb der Schule und des Geschichtsunterrichts. Mit dem Programm ‘Jugend erinnert’ wollen wir das vielen Jugendgruppen ermöglichen. Dabei ist es mir wichtig, dass zusammen mit den Jugendlichen auch der Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen hergestellt wird. In unserer postmigrantischen Gesellschaft besteht die Chance, der großen Bedeutung der Erinnerungskultur als auch der zunehmenden kulturellen Vielfalt gerecht zu werden.”

Teilnehmende diskutieren mit Claudia Roth, Bild: Photothek.de/Thomas Trutschel

Bundesministerinnen geben Pressestatements

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin, Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Kulturministerin Claudia Roth geben Pressestatements. Bild: Photothek.de/Thomas Trutschel

Die Bedeutung der Gedenkstättenfahrten wurde insbesondere durch die Beiträge junger Erwachsener hervorgehoben, die einen tiefen Einblick in das jüdische Leben während des Nationalsozialismus gewonnen hatten. Teilnehmer:innen einer Gedenkstättenfahrt des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz berichteten beispielsweise über ihre Fahrt nach Chełmno und Łódź, wo sie im Gespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Dr. Leon Weintraub wertvolle Erkenntnisse gewannen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte in ihrem Statement, dass es in diesen Zeiten wichtiger denn je sei, die Erinnerung an das Leid der Menschen lebendig zu halten, die der menschenverachtenden Gewalt des nationalsozialistischen Deutschlands zum Opfer fielen:

„Die beeindruckenden Projektergebnisse aus der ersten Förderrunde zeigen, wie eine lebendige, durch junge Menschen getragene Erinnerungskultur ausgestaltet werden kann. Die Fortsetzung des Programms in den kommenden Jahren ist daher erfreulich und ein wichtiges Anliegen.“

Dies ist auch im Sinne der Multiplikator:innen, die bestätigten, wie wichtig es sei, dass die Bundespolitik das Thema Erinnerungskultur in seiner Vielfalt aufnimmt und weiter fördert. Der Austausch unter den jungen Erwachsenen und Multiplikator:innen sowie das Kennenlernen anderer Projekte wurden als besonders bereichernd empfunden, und es wurde der Wunsch nach weiteren Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Förderlinien geäußert.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach sich dafür aus, die Themen Holocaust und NS-Zeit bereits früher im Schulunterricht zu integrieren. Bisher werde dies oft erst ab der zehnten Klasse behandelt, so Baerbock. Des Weiteren plädierte sie für eine internationale Vernetzung zwischen Gedenkstätten und Jugendgruppen um die europäische Dimension des Holocaust und der NS-Verbrechen darzustellen.

Derzeit leisten außerschulische Organisationen einen wesentlichen Beitrag zur Bildungsarbeit. Diese Organisationen sind jedoch häufig auf externe Zuschüsse angewiesen, um Fahrten zu historischen Gedenkstätten zu ermöglichen. Ein Beispiel hierfür ist das LidiceHaus Bremen, das durch eine Förderung der Zentralstelle für Gedenkstättenfahrten (ZST) im Jahr 2024 eine Bildungsfahrt zu den Gedenkstätten Terezín und Lidice sowie nach Prag durchführen konnte.

Erinnern und Gedenken an die Opfer

Die Veranstaltung endete mit einer gemeinsamen Gedenkminute und einer Blumenniederlegung am Mahnmal des ehemaligen Galgens auf dem Appellplatz des Lagergeländes. Gemeinsam besuchte die Gruppe zum Abschluss eine Kunstinstallation des Projekts Young Interventions.

Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit für die Gestaltung einer demokratischen und friedlichen Zukunft. Folgen Sie unserem Instagram-Kanal @zentralstelle_gsf und dem Hashtag #jugenderinnert für weitere Informationen und Updates zu unseren Projekten.

Blumenniederlegung der Ministerinnen. Bild: IBB/Susanne Becker

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